Glashütte Sophienhütte -
Neue Glashütte

1718 gab es wieder eine neue Glashütte in Lothringen, aber nicht auf herzoglichem Gebiet, sondern wieder in der Grafschaft Forbach, wo schon die "Alte Glashütte" angesiedelt war. Besitzer war jetzt Freiherr Henning von Strahlenheim. Er gründete auf dem Bann von Forbach (heute Stiring-Wendel) eine Glashütte. Die noch vorhandene Urkunde nennt den 18. August 1718.

Die Genehmigung zu Errichtung einer Glashütte wurde den vier nachfolgend genannten Antragstellen erteilt: Johann Vingert und Jakob Paqué, Bürger in Sierck, sowie Johann Peter Stenger d.J. und Johann Adam Festor von der Glashütte Lauterbach. Die beiden ersten waren keine Glasmacher, sondern Kaufleute, die mit Lederwaren handelten. Wie diese Gemeinschaft zustande kam, ist unbekannt. Der Pachtvertrag, der nicht grundverschieden von anderen Pachtverträgen war, zeigt doch einige Besonderheiten. Er war nicht befristet auf 10,20,30 oder 50 Jahre, sonder unbefristet "zu ewigen Zeiten", wie es im Erbbestandsbrief heißt. Die Anzahl der Miteigentümer der Hütte wurde auf 8 festgelegt. Sie mussten sich der Herrschaft vorstellen. Die Hütte erhielt jedes Jahr 750 lothringische Klafter Holz zugewiesen (1 Klafter = 4 Raummeter). Am Weiher durften sie eine Mühler errichten. Sand und Steine für die Glashütte konnten sie in der ganzen Grafschaft entnehmen. Das Glas war frei von Wegegeld und Zoll. Für die Hütte zahlten sie 400 Livres im Jahr in vier Raten. Die Erbbeständer bürgten füreinander. Sie versprachen, sich einem jährlich von der Herrschaft ernannten Hüttenmeyer auf der Glashütte zu unterwerfen. Es wurde auch vermerkt, dass der Vertrag ohne Arglist und "Gefährde" aufgesetzt wurde. Alles im allem war es ein guter Vertrag für die Beständer. Es ist auch nicht bekannt, dass es zu Streitigkeiten zwischen ihnen und Henning von Strahlenheim gekommen ist.

Mit dem Bau der Hütte wurde sofort begonnen, möglicherweise sogar schon kurz vor der Vertragsunterzeichnung. Die Hütte scheint keine Anfangsschwierigkeiten gehabt zu haben, Aufträge waren offenbar genügend vorhanden. Bereits im September 1720 beklagte sich sogar ein Glashändler aus Forbach, dass Johann Adam Festor und Johann Wengert ihm nicht die erforderliche Menge Glas geliefert hätten.

Schon Mitte der 1730er Jahre begann ein Rückgang in der Hütte. Wie so oft trat Holzmangel ein, bzw. der Brennstoff erforderte immer größere Transportwege. Unerwartet kam hinzu, dass die Besitzverhältnisse der Grafschaft sich wieder veränderten. Eine ordnungsgemäße Verwaltung war kaum möglich. Durch die Anwesenheit des Glasschleifers Mathias Danzell und seines Sohnes Johann Nikolaus wurde zwar ein kleiner Teil der Produktion verbessert. Die beiden konnten aber den Untergang der Hütte eben so wenig aufhalten die hervorragenden Glasmeister Hockenmüller, Griesmeyer und Vogt, die aus dem Allgäu stammten. Mit dem Weggang der Familien Vogt und Griesmeyer stand die Produktion praktisch still. Man kann davon ausgehen, dass ab 1742 nicht mehr produziert wurde. Die Glashütte blieb aber weiter bestehen. Der Ofen, die Betriebsgebäude und Häuser bildeten immer noch eine Einheit, die in der Hand von vier Eigentümern lag.

Unter den Umständen war es erstaunlich, dass man an eine Wiederinbetriebnahme der Hütte dachte. Die treibende Kraft hierbei war Johann Reinert. Am 5. September 1754 konnte ein neuer Vertrag mit der Herrschaft abgeschlossen werden. Nun waren es 8 Eigentümer der Hütte, die den Vertrag unterzeichneten: Maria Antoinette Fisseney, Peter Verdelet, Nikolaus Houchard, Johann Babtist Frank, Ludwig Reinert, Johann Wolf und Eva Elisabeth Carines. Dieser Vertrag war für die Hüttenherren bei weitem nicht so günstig wie der Vertrag von 1718.

Sophienhütte Die Sophienhütte um 1750

Bald ging es der Hütte erneut schlecht, vor allem aufgrund der finanziellen Eskapaden von Johann Reinert. Zudem entlohnten die anderen Hütten besser, insbesondere Illingen, was einen beständigen Wechsel der Glasmacher und der anderen Arbeiter zu Folge hatte. Nach dem Tod von Johann Reinert war kein Glasfachmann mehr unter den Eigentümern. Diese wollten nun ihre vom Konkurs bedrohte Hütte bald loswerden. Unter der Federführung von Johann Babtist Frank erhielten sie die Erlaubnis, die Hütte und alles, was dazu gehörte, zu verkaufen. Durch Glashändler gelangte die Nachricht, dass die Hütte zu verkaufen sei, bis in den Schwarzwald, wo sich schließlich Käufer fanden.

Die Käufer, Martin Schmidt, Lorenz Schmidt Caspar Rombach und Philip Scherzinger, unterschrieben den Pachtvertrag am 27. Juli 1759, womit die letzte Periode der Sophienhütte begann. Der Betrieb lief ohne Schwierigkeiten an. Allerdings war die Holzuteilung knapp, weswegen man auf die Asche der Dörfer angewiesen war. Bald jedoch wurde diese immer weniger, was zu Streitigkeiten mit den umliegenden Dörfern führte. Sie beschwerten sich bei dem Herzog von Lothringen - Stanislas Leszczynski -, dass fremde Glasmacher aus dem Reich von Einwohnern der Grafschaft Asche zum Kauf bekämen. Nach dem sie sich mehrmals beschwerten ging der Herzog noch einen Schritt weiter. Durch "Lettre Patente" übereignete er ihnen die ganze Asche der Grafschaft.

Den Hüttenmeister brachte die Hütte Gewinn, und den Notar-Akten von Forbach ist zu entnehmen, dass sie "Grundstücke und Gelände" kauften und auch Geld verliehen. Aber bereits 1765 ging es der Hütte schlechter. Die Konkurrenz war groß und die Pacht hoch. Martin Schmidt verlor seine Habe, verpfändete übriges Gut, und verließ die Hütte 1773. Die noch verbliebenen Hüttenherren Scherzinger und Andres verzichteten. Die Hütte wurde geschlossen und von Johann Nikolaus Briam ersteigert, dem es als Landwirt vor allem um die Ländereien ging. Von der Sophienhütte besteht heute nichts mehr. An ihrer Stelle war schon damals ein Dorf entstanden, dem die Hütte nicht nur den Namen gab - "Verrerie Sophie"- sondern auch die Wurzel.

Mit dem Ende der Sophienhütte war die Glasproduktion bei Forbach noch nicht zu Ende. 1828 gründete Kaufmann Louis Couturier eine neue Hütte für Tafel- und Hohlglas. Dieser Betrieb ging 1840 an Louis Bonvalot aus Epinal und Josph Vallet, Bürgermeister von Lorquin. Letzterer wurde 1859 alleiniger Eigentümer. Mit 28 Häfen und mehr als hundert Arbeitern konnte sich die behaupten. Die Industriealisierung schritt rasch voran und bedingte zunehmend Modernisierungen, die immer höhere Investitionen erforderten. Als 1886 keine Mittel mehr für Neuinvestitionen zur Verfügung standen, wurde der Betrieb eingestellt, die Hütte geschlossen.

In der Nähe arbeitete noch eine kleine Hütte der Firma Raspiller mit 17 Glasmachern. Sie hatte es sehr schwer. Nach vielen Tiefs und nur wenigen Höhepunkten schloss auch sie 1905 ihre Tore.

Quelle:
Die Glashütten und Glasmacher im und am Rande des Warndts.
Herausgegeben vom Heimatkundlichen Verein Warndt e.V.
Walter Neutzling

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